Operative Möglichkeiten
Neben des intensivierten Früherkennungsprogramms wird mit den betroffenen Frauen die vorbeugende Maßnahme der Entfernung des Brustdrüsengewebes sowie der Eierstöcke diskutiert. Die beidseitige Entfernung des Drüsengewebes senkt das Brustkrebsrisiko bei der Hochrisikogruppe um ca. 90 % und somit deutlich unter das Risiko der Normalbevölkerung. Wird zusätzlich eine prophylaktische Entfernung der Eierstöcke durchgeführt, kann das Brustkrebsrisiko um ca. 95 % gesenkt werden. Die Gefahr des Eierstockkrebses ist fast gebannt.
Mastektomie (Entfernung des Brustdrüsengewebes)
Bei der Entfernung des Brustdrüsengewebes wird unterschieden, ob der Drüsenkörper inkl. des Hautmantels (modifizierte radikale Mastektomie/MRM) entfernt wird oder der Hautmantel erhalten bleibt und somit die natürliche Brusthaut zur Rekonstruktion genutzt werden kann (hautsparende Mastektomie bzw. Skin Sparing Mastektomie/SSM)
Um das Risiko einer (Neu-) Erkrankung aber möglichst gegen Null gehen zu lassen, sollten bei der Mastektomie und hier vor allem bei der skin sparing Mastektomie (SSM), die Hautlappen extrem dünn präpariert werden, da möglichst alles vorhandene Drüsengewebe entfernt werden sollte.
Bei der SSM wird normalerweise der gesamte Drüsenkörper mit dem Mamillen-Areolenkomplex entfernt. Dieses Verfahren bietet - wenn es technisch einwandfrei durchgeführt wird - die gleiche onkologische Sicherheit wie die modifiziert radikale Mastektomie (MRM). Es besteht dann kein Unterschied im Gesamtüberleben bzw. der Lokalrezidivrate zwischen Patientin mit MRM und SSM.
Heutzutage wird gerade für die prophylaktische SSM diskutiert, ob man nicht den Mamillen-Areolenkomplex (Brustwarze und Brustwarzenhof) als entscheidendes Merkmal einer Brust belassen kann. Es gibt vereinzelte Publikationen, die den Erhalt des Mamillen-Areolenkomplex gerade in der prophylaktischen Situation nahe legen. Allerdings ist das primäre Ziel - auch der prophylaktischen Mastektomie - die onkologische Sicherheit. Solange keine allgemeingültige Aussage über die onkologische Sicherheit des Erhaltes von Mamille und Areole - auch bei der prophylaktischen Mastektomie - getroffen werden kann, sollte diese Operationsmethode prospektiv randomisierten Studien vorbehalten bleiben.
Rekonstruktion der Brust
Um die körperliche und emotionale Belastung für die betroffene Frau möglichst gering zu halten und um ein möglichst gutes ästhetisches OP-Ergebnis zu erzielen sollte bei einer Brustamputation die Brust in der gleichen Sitzung wieder aufgebaut werden. Dabei sollten der Patientin alle möglichen Rekonstruktionsverfahren angeboten werden und mit ihr die Entscheidung des therapeutischen Vorgehens erarbeitet werden.
Nicht jede Frau kann sich zu einer sofortigen Rekonstruktion entscheiden; generell ist es meistens möglich, den Aufbau auch zu einem späteren Zeitpunkt durchführen zu lassen (Sekundärrekonstruktion). Neben der Patientenmotivation spielen aber auch noch weitere psychologische, onkologische, logistische und ästhetische Aspekte eine wesentliche Rolle für die Entscheidung zur Primärrekonstruktion.
Es darf niemals ein onkologischer Kompromiss zugunsten der Ästhetik eingegangen werden. Wenn die geltenden onkologisch-operativen Kriterien eingehalten werden, hat die Sofortrekonstruktion keinerlei negativen Einfluss auf Rezidivrisiko, das krankheitsfreie Intervall oder gar das Gesamtüberleben.
Die Sofortrekonstruktion erfordert einen erfahrenen onkologischen Operateur sowie einen erfahrenen rekonstruktiven Chirurgen - idealerweise in einer Person. Des Weiteren muss eine adäquate postoperative Kontrolle gesichert sein.
Die ästhetischen Vorteile der Sofortrekonstruktion:
Der Hautmantel kann weitgehend erhalten bleiben, die Submammarfalte als wichtige Begrenzung der Brusteinheit kann bewahrt bleiben, Narben können minimiert werden, Hauttextur und Hautfarbe entsprechen der brustwandständigen Haut und die Symmetrie kann initial erhalten bzw. wieder hergestellt werden. Dies bedeutet für die Patientin, dass die Körperkontur weitgehend erhalten bleibt und sie somit ihren sozialen wie beruflichen Aktivitäten wieder uneingeschränkt nachgehen kann und die häufige Problematik in partnerschaftlichen Beziehungen nach Brustamputationen reduziert werden kann.
Brustrekonstruktion mit Silikongelimplantaten
Brustrekonstruktion mit körpereigenem Gewebe
(Quelle: Professor Dr. med. Dr. med. habil. Axel Mario Feller, Professor Dr. med. Christoph Heitmann, München)