Gentest, ja oder nein?

Elisabeth, 25 Jahre aus Köln

Nachdem ich schon seit einiger Zeit über das Thema nachgedacht habe (ich bin gerade 25 geworden und irgendwo meine ich gelesen zu haben, dass ab diesem Zeitpunkt Vorsorgeuntersuchungen zu bestimmten Krankheiten regelmäßig durchgeführt werden sollten), schaue ich mir die Broschüre zum Thema „Erblicher Brust- und Eierstockskrebs“ genauer an und stelle fest, dass ich zu der im Faltblatt skizzierten Risikogruppe gehöre.

Wieder vergeht einige Zeit bis ich mir ein Herz fasse und die Telefonnummer anrufe, die auf der Broschüre vermerkt ist. Die deutsche Krebshilfe leitet mich weiter an die Stelle, die hier in meiner Gegend für die Beratung bzw. Untersuchung im Bereich genetischen Brustkrebs zuständig ist. Dort bekomme ich einen Termin – 6 Monate später. Puh…

In der Zwischenzeit soll ich die Unterlagen ausfüllen, die mir zugeschickt werden. Als ich den Brief bekomme, habe ich bei dem Berg Unterlagen, der mir da entgegen fällt schon gar keine Lust mehr und beginne den Termin und alles was dazu gehört systematisch zu verdrängen.

Dann ist irgendwann Weihnachten und ich spreche mit meiner Mutter und meiner Tante darüber, dass ich überlege diese Untersuchung zu machen möchte und ob es aus ihrer Sicht ginge, dass ich die notwendigen OP-Berichte etc. von ihnen dafür bekomme. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Zwar sichern mir beide zu, dass sie mich unterstützen wollen, jedoch findet meine Mutter, dass ich einfach glücklich leben und mir um solch ein Thema keine Gedanken machen sollte.
Ich frage mich, was bei dem Gespräch wohl genau passiert…Ob ich mich da wohl fühlen werde? Ob genug Zeit für alle meine Fragen sein wird?

Dann ist irgendwann der Termin da und ich sitze vor einem Humangenetiker und einer anderen Ärztin und bekomme viele Fragen zu meinem Stammbaum gestellt, die ich nicht alle beantworten kann. Innerhalb dieses Gesprächs kommt eine wahre Flut von Infos auf mich zu, die ich in dem Moment gar nicht alle richtig einordnen kann bzw. mir irgendwie zu abstrakt sind. Wie groß ist denn nun genau die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein „Brustkrebs-Gen“ habe, falls ich negativ getestet werde? Ich weiß aus einigen Artikeln und Gesprächen, dass es wahrscheinlich noch viel mehr Gene gibt, als bis dato getestet werden können. Was genau würde mir dann ein negatives Ergebnis bringen?

Zudem wird mir erklärt, dass ICH gar nicht getestet werden würde, sondern zuerst meine Tante bzw. meine Mutter und je nachdem wie deren Testergebnis ausfällt, würde ich getestet werden oder nicht. Das kann ich mir in dem Moment gerade gar nicht vorstellen. Sowohl meine Mutter als auch meine Tante haben aus meiner Sicht mit dem „Thema“ abgeschlossen. Sie jetzt dazu zu bringen einen Gentest zu machen, den sie von sich aus niemals in Betracht gezogen hätten, erscheint mir schwierig. Bisher ging es nur um mich und jetzt soll ich zuerst andere darum bitten sich quasi „für mich“ testen zu lassen? Ich bin verwirrt und spreche mit einigen Bekannten und Freunden darüber, aber so richtig hilft mir das alles nicht weiter.

Zudem kommt noch die Angst, dass ein eventuell positives Ergebnis irgendwelche Folgen haben könnte, die ich im Moment noch nicht einschätzen kann. Von einer Bekannten höre ich, dass man in manche Länder nicht mehr einwandern kann, wenn man positiv auf ein solches Gen getestet wurde. Im Moment erscheint mir das alles zu unsicher und vage als dass ich mich endgültig für irgendetwas entscheiden kann.

So kommt es, dass ich das Thema zwar weiterhin mit mir herumtrage, aber ich die Entscheidung im Moment noch weiter aufgeschoben habe, da ich nicht das Gefühl habe hinter einer bestimmten Alternative auch wirklich 100% zu stehen.

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